Sind Autos Freiwild?
- SAF -
Regulatorische Ziele für StVO
Damit unser Traum sich verwirklicht, müssen wir etwas tun, und zwar jetzt:
Die Sicherheitsweste fehlt hier, aber Du hast sie schon gesehen.
Taghelle Rücklichter gibt's im Fachhandel zu kaufen. Abstandhalter zum Basteln: Holz-Rundstab mit beliebig gestalteten, angeklebten Wimpeln. Fixiert in drehbarer Halterung (ratsam für den Fall eines zu nahe überholenden Autos), welche Du mit einfachen Mitteln selbst herstellen kannst. Die Halterung selbst im Lenkerabschlußstopfen verschrauben oder - besser - an Reflektorgurt klemmen. Die Befestigung am Fahrrad dürfte nach StVO nämlich nicht zulässig sein, die Befestigung an Deinem Körper schon eher. Du mußt für Dich selbst abschätzen, ob Du mit dieser Novität radeln möchtest. Dieser Abstandhalter ist übrigens nur 1 Meter breit, gemessen vom Lenkerende. Der zu Deinen Gunsten gesetzlich vorgeschriebene Mindestabstand beträgt sogar 1,5 Meter.
Warum?

Die Trägheit der Masse ist nicht nur in der Physik ein Naturgesetz. Sie ist das genetisch angelegte Verhaltensmuster eines jeden Menschen: "Ich mache das, was ich kenne."

Der Mensch braucht also einen Anstoß von außen, so, wie der auf die Erde zurasende Komet mithilfe eines Raketenaufpralls aus seiner Flugbahn auslenkt werden kann.

Und diesen Anstoß geben wir Radfahrn!

Das wird nicht von heute auf morgen klappen. Aber steter Fluß formt sein Bett.
Und dann wird auch der Gesetzgeber uns nicht mehr ignorieren können.
Denn jeder mit dem Fahrrad gefahrene Kilometer ist eine gute Strecke auf unserem Weg zur CO2-Neutralität!
Die Klimaschutz-Ziele, die die Bundesregierung uns allen gesteckt hat, sind anders gar nicht zu erreichen als mit einer drastischen Reduzierung des Auto-Individualverkehrs.
Aber nicht nur das allein. Hinzu kommen weitere handfeste Vorteile wie reduzierter Feinstaub (Reifenabrieb, Bremsbeläge), kein Lärm, verringerter Platzbedarf (auf Fahrbahn und beim Parken), gemindertes Unfallrisiko.

Autofahrer sind weder gefühllos noch dumm!

Auch sie verbringen den allergrößten Teil ihres Lebens im Kreis ihrer Lieben, gehen zu Fuß und viele von ihnen fahren selbst Fahrrad.
Auch sie wissen außerhalb ihrer Blechkiste die Vorteile zu schätzen, die eine autoarme und lebenswerte Stadt ihnen bietet.
Eines ist Dir klar: Du als einzelner Radfahr stündest auf verlorenem Posten. Nur gemeinsam mit uns anderen bist Du stark. Darin unterscheiden wir Radfahr uns nicht von einem einzelnen Arbeitnehm. "Wenn unser starker Arm es will, stehen alle Räder still." Dieses plakative Motto aus der Frühzeit der Gewerkschaftsbewegung paßt für unsere Zwecke wunderbar. Unfallforsch haben seit mehreren Jahren schon herausgefunden, daß der Radfahr, der auf einem separaten Radweg fährt, ein signifikant erhöhtes Unfallrisiko trägt. Diese Erkenntnis kannst Du Dir leicht anschaulich machen. Denn der auf der Fahrbahn rollende Radfahr ist dort am ehesten sichtbar. Wahrgenommen zu werden ist für jeden Verkehrsteilnehmer die beste Garantie dafür, ungeschoren sein Ziel zu erreichen. Man denke beispielsweise an ein abbiegendes Fahrzeug, eine sich öffnende Beifahrertür oder ein aus einer Ausfahrt hervorschießendes Fahrzeug.
Wie wir Radfahrn unsere Kräfte bündeln können, wurde Dir beispielhaft schon hier gezeigt:
critical-mass Wir Radfahr streiten dafür, die Straße in demselben Umfang benutzen zu dürfen wie ein Auto. Wir wollen denselben Respekt für uns, wie er einem Auto entgegen gebracht wird.
Am Verstand des Autofahr liegt es jedenfalls nicht, daß sie die Verkehrswende immer noch nicht eingeleitet haben. Niemand, der bei Troste ist, bestreitet heute noch, daß der innerstädtische Verkehr kollabiert ist, daß Lärm krank macht, daß Feinstaub und Abgase Asthma induzieren und daß jeder Liter verbrannter Kraftstoff einer zuviel ist.
Und daß das Fahrrad - neben dem ÖPNV - eine tragende Rolle spielen könnte, um die Zustände zu verbessern. Worum geht es also dann?

Es geht um Emotionen.
Es geht um das Gefühl des Autofahr, ihm würde sein bis heute existierender Freiraum beschnitten, ihm würde etwas weggenommen, worauf er einen Anspruch hat. Solch ein Kampf ist ungleich härter. Er wird allein mit rationaler Diskussion nie zu gewinnen sein. Du könntest auch einen Alkoholik oder Fettsüchtigen nicht allein mit Vernunfterwägungen bekehren.
Wir Radfahrn müssen die emotionale Ebene der Autofahrn umkrempeln.
Wir Radfahrn sind Hunderttausende!
Da draußen, auf der Straße, und das jede Stunde an jedem Tag!
Wir Radfahrn brauchen keine Demo und keinen Kleber, um unseren Einfluß geltend zu machen. Wir müssen lediglich auf der Straße fahrradfahren. Wir sind die Alltags-Demo, jeden Morgen, jeden Abend, jede Woche, jedes Jahr!
Es muß für den Autofahr zu einem gefühlten Normalzustand werden, innerstädtisch hinter einem Radfahr herzufahren und sich dabei gut zu fühlen. Klingt komisch für Dich? Dann probiere es gleich selbst aus. Du setzt Dich hinter das Steuer eines Autos und gondelst mit Tempo 30 in Deiner Stadt herum. Während Du entspannst dahinrollst, stellst Du Dir vor, daß Du gerade Sprit sparst, Dir Tempo-30-Zonen gleichgültig sind, Dein Bremsweg sich halbiert, Du Deine Bremsen vor der Ampel schonst und Dir vorstellst, Du würdest einfach jedes Mal 5 Minuten eher losfahren, dann wäre das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen Auto- und Radfahr!
Kleiner Tip: Gegen den besorgten Blick in den Rückspiegel und Deine Nervosität hilft es, die erste dieser Autofahrten zu zweit zu unternehmen. Dann hast Du schon einen Gesinnungsgenossen und gemeinsam mehr Spaß.